Jahresbericht 2019 der Präsidentin                                                                                                                                                                                             5. Februar 2020

 

 

 

Das Vereinsjahr hat mit vielen schönen Momenten begonnen. So durften wir im Frühjahr wieder den katholischen Unterricht der Schüler/innen von Morena Spano und Dorothée Schütz in Wetzikon besuchen. Die Kinder waren sehr interessiert und sie haben sich teilweise sehr gut erinnert, dass Madeleine Brun ihnen bereits in der Unterstufenzeit vom Leben der Kinder im Kongo berichtet hatte.

 

 

 

Im Herbst wurden wir wieder von der Seelsorgeeinheit Bazenheid/Kirchberg/Gähwil eingeladen. Wir durften die Gottesdienste mitfeiern und von unserer Arbeit im Kongo berichten. Die Kinder in Bazenheid hatten wieder Bastelarbeiten gefertigt und Süssigkeiten gebacken. Der Erlös wurde ebenfalls unserem Verein übergeben.

 

 

 

Eine sehr erschütternde Nachricht erreichte uns dann aber im Spätherbst 2019. Zuerst war unklar, was wirklich geschehen war und wie schlimm die Auswirkungen tatsächlich sind. Inzwischen haben wir aber leider Gewissheit. Die Schule des kongolesischen Vereins VCDI, welche wir seit Jahren vielfältig unterstützt haben, wurde von einem kriminellen Familienclan zerstört. Die Familie eines Ex-Generals erhob vor einiger Zeit Anspruch auf das Land der Schule, sowie auf umliegende Ladengebäude. Der Verein VCDI hat sich stets gewehrt, denn er ist im Besitz der rechtmässigen Landpapiere. Mit der Bestechung eines Richters hat der wohlhabende Clan überraschend die Räumung der Schule durchgesetzt. Dies geschah Ende August, kurz bevor die  Schule im September wieder hätte starten sollen. Schulmaterial, Pulte und Stühle wurden einfach auf die Strasse geworfen. Die Mitarbeiten der Schule haben möglichst viel davon in Sicherheit gebracht. Das Gericht hat die Räumung der Schule danach als unrechtmässig erklärt und es sah ganz so aus, als könnte VCDI den Schulbetrieb mit wenig Verspätung doch noch aufnehmen.

 

 

 

Dann geschah das Unfassbare. Der Familienclan liess das Schulgelände in den frühen Morgenstunden durch bestechliche und bewaffnete Militärs absperren. So konnten sie nicht an ihrer fürchterlichen Tat gehindert werden. Mit einem Bulldozer und weiteren schweren Geräten wurden die Schulgebäude und die anliegenden Landgebäude zerstört. Es sieht aus wie nach einem Erbeben. Ein grosser Schock für die Gründer der Schule, das 35 köpfige Lehrerteam und die 500 Schüler/innen, ihre Familie und die Nachbarn der Schule, aber auch für die Besitzer der Läden. Natürlich waren auch wir vom Verein und Jolanda Knecht in Kinshasa völlig schockiert. Alle hatten sich mit viel Engagement über Jahre für die Schule, die Bildung der Kinder und für faire Arbeitsbedingungen eingesetzt. Wir sind auch Wochen nach der unglaublichen Zerstörung immer noch fassungslos und traurig über dieses kriminelle Vorgehen des einflussreichen Familienclans.

 

 

 

Es ist leider immer noch unklar, wie es mit der Schule weitergeht. Wir warten darauf, dass das Gericht entscheidet, welche Summe dem Verein VCDI für den Wiederaufbau zugesprochen wird. Aktuell kann kein Schulbetrieb stattfinden.

 

 

 

Es spendet uns einzig Trost, dass die Schule seit fast 20 Jahren sehr gute Arbeit geleistet hat und jährlich hunderten von Kindern Bildung ermöglicht hat. Dies insbesondere auch Kindern aus besonders von Armut betroffenen Familien. Ohne die Schule von VCDI hätten diese Kinder nie eine Chance auf eine solide Grundbildung gehabt. Neben der schulischen Bildung wurden den Kindern ethische und christliche Werte mit auf den Lebensweg gegeben. Diese Prägung bleibt erhalten und ist dank dem unermüdlichen Einsatz des gesamten Lehrerkollegiums, auch unter schwierigsten Bedingungen ermöglicht worden. Die grosszügige Unterstützung aus der Schweiz hat zum guten Niveau, zu besseren Arbeits- und Lernbedingungen beigetragen. Der Grossteil der Spendengelder floss jeweils in die Lehrerlöhne, damit die Lücken gedeckt werden konnten, welche die ganz armen Familien für das Schulgeld nicht aufbringen konnten. Alles was die Kinder gelernt und für Leben mitbekommen haben, konnten die Bulldozer nicht zerstören.

 

 

 

Der materielle Schaden ist gross. Hinzu kommt die persönliche Not des gesamten Lehrerteams, welches seine Arbeit und somit das Einkommen verloren hat. Das Ereignis traf alle unerwartet und nach Beginn des Schuljahres. So wurde es schwierig noch eine neue Stelle zu finden. CongoSolidar wird dem langjährigen Lehrerteam zur Seite stehen. Wir klären vor Ort sorgfältig und individuell ab, was den Betroffenen zu einer neuen Zukunft dienen könnte. Sei dies ein Startkapital für eine Selb-ständigkeit oder eine Fortbildung für ein neues Arbeitsfeld.

 

 

 

Im Vereinsjahr 2019 haben wir für die Schule, noch bevor die unglaubliche Zerstörung stattfand, die ausstehenden Löhne aus dem Dezember 2018 und dem Mai 2019 übernommen. Insgesamt waren es rund Fr. 12‘200.

 

 

 

In Zusammenarbeit mit der Schule VCDI durfte unser Verein eine Schulklasse der KZO in Wetzikon besuchen und vom Schulalltag in Kinshasa berichten. Zudem haben wir alle Schüler/innen aus der Schweiz mit einem Schüler oder einer Schülerin aus dem Kongo per Whatsapp oder ähnliche soziale Medien zu einem Austausch vermitteln können. Die Jugendlichen haben sich auf Französisch ausgetauscht. Die Klasse hat mit Hilfe der gesamten Kantonsschule Fr. 1‘300 gesammelt. Dies mit der Intension, der Schule VCDI Mikroskope für den Unterricht zu finanzieren. Glückerweise wurden die teuren Geräte noch nicht gekauft, denn sie wären vermutlich auch zerstört worden. Die Klasse hat sich nun entschieden, das Geld in neue Wandtafeln der Schule in Kiela zu geben. Denn bis klar ist, was mit der Schule von VCDI geschehen wird, ist die Klasse nicht mehr „beisammen“ weil sie ihre Matura erreicht haben wird.

 

 

 

Natürlich haben wir auch schöne Neuigkeiten. Die Sammlung zum Jahresende hat unser Vereinskonto wieder gut gefüllt. So konnten wir das bereits gesprochene und überwiesene Geld für den Neubau der sanitären Anlagen der Schule in Kiela im Nachgang sammeln. Während wir in der Schweiz Geld gesammelt haben, wurde in der Demokratischen Republik Kongo bereits das Baugrundstück gesegnet und mit dem Bau des neuen Toilettenhäuschens begonnen. Hier die Bilder, die uns bereits erreicht haben. Betragsmässig haben wir rund Fr. 10‘700 überwiesen.

 

 

 

Auch bereiten uns die Studenten und Studentinnen die wir unterstützen viel Freude. Sie sind mit sehr gutem Engagement dabei und schliessen ihre Ausbildungen jeweils mit Erfolg ab. Im Jahr 2019 haben wir 26 Studenten und Studentinnen unterstützt: Jeanne, Andy, Exaucé, Roméo, Jean, Francis, Générose, Joseph I., Argazzi, Hulda, Is a Boy, Patrick, Charlène, Djanny, Oscar, Sarah, Charmant, Patience, Clarisse, Christelle, Joseph D., Gaston, Julio, Rebecca, Gracia und Emmanuel. Im Durchschnitt sind rund Fr. 600 pro Person ausgegeben worden. Ohne die Beiträge von CongoSolidar, hätte alle diese jungen Menschen keine Chance auf ein Studium.

 

 

 

Aus der Gruppe von unterstützten jungen Menschen wurde jetzt der Verein „CongoSolidar Kinshasa“ gegründet. Die Vereinsziele sind: Friede, Arbeit und Entwicklung und er ermöglicht uns, vor Ort die Hilfe „offizieller“ zu gestalten und gegebenenfalls auch Bewilligungen zu erhalten oder Unter-stützungen anzufordern.

 

 

 

Die Verkaufsstandbetreiber Théophile und Richard waren sehr erfolgreich. Théophile hat nochmals einen Kredit von Fr. 150 erhalten, wovon sie bereits Fr. 70 wieder zurückbezahlen konnte. Dies ist sehr erfreulich.

 

 

 

Das Grundstück von Mbudi Libiki wurde mit einer natürlichen Hecke umzäunt. Dies einerseits um es besser abzugrenzen, andererseits aber auch um die Bepflanzungen vor stürmischen Winden etwas zu schützen.

 

 

 

Und schliesslich haben wir die Schule Panu mit einem einmaligen Betrag von Fr. 1‘400 für didaktisches Material unterstützt. Sie haben Karten, Scheren, Leim, Stifte, Computer und weiteres Material angeschafft, damit sie einen qualitativ besseren Unterricht anbieten können.

 

 

 

Als scheidende Präsidentin und Vorstandsmitglied möchte ich meine Zeit nochmals kurz zusammenfassen. Der Verein CongoSolidar hat seit seiner Gründung im Sommer 2011 sehr viel Gutes im Leben der von Armut betroffenen Menschen erreicht. Auch wenn es insgesamt ein Tropfen auf einen heissen Stein ist, so ist es doch für die Empfänger der Hilfe ein unglaublich grosses Glück und eine echte Chance der Armut zu entkommen. Hunderte Kinder konnten eine schulische Grundbildung besuchen, Lehrkräfte wurden fair entschädigt und konnten so für ihre Familien aufkommen, Studierende konnten ihr Potential ausschöpfen, welches sie ohne finanzielle Unterstützung nicht in einem Studium unter Beweis hätten stellen können. Kleinunternehmer haben ihren Lebensunterhalt für ihre Familien verdienen können, dies nur mit einem einmaligen Kleinkredit oder Zustupf durch Spenden aus der Schweiz. Und schliesslich wurde auch eine medizinisch zahlbare Alternative angeboten. Mit Artemisia annua kann ein günstiges Heilmittel gegen Malaria direkt in jedem Garten wachsen. Das Wissen um die wertvolle Heilkraft der Pflanze muss aber weiter verbreitet werden. Auch die Hilfsgütertransporte sind erwähnenswert. Wir konnten hunderte neue Fussballshirts und auch Hosen, welche wir geschenkt erhielten, nach Kinshasa verschiffen. Ebenso gebrauchte, aber noch intakte Laptops/Notebooks.  

 

 

 

Von 2011 bis 2019 gingen Fr. 267‘500 Spendengelder und Fr. 7‘300 Mitgliederbeiträge im Verein ein. Für die Projekte haben wir Fr. 223‘500 ausgegeben und für die Vereinsnebenkosten Fr. 6‘170. Ich bin stolz auf diese Zahlen, denn sie zeigen, dass wir den Verein sehr kostengünstig führen und die Spendengelder zu 100 % in die Projekte fliessen. Es bleiben aktuell rund Fr. 45'000 Vereinsvermögen.

 

 

 

Danke allen Vereinsmitgliedern für das Vertrauen und Wohlwollen und die gute, freundschaftliche Zusammenarbeit während so vielen Jahren.

 

 

 

Herzlich, Madeleine Brun